Meine Frau hatte einen Vortrag irgendwo in Berlin und ich legte mich noch einmal zurück ins Bett. Gegen elf Uhr rief sie mich an, ob wir uns irgendwo treffen wollen, Friedrichstrasse, Hackescher Markt, Brandenburger Tor oder so, touristisches Berlin. Das machen wir viel zu selten. Wir sehen uns eigentlich nur noch bei uns Zuhause, oder bei uns im Kiez.
So trafen wir uns im Dussmann an der Friedrichstrasse. Früher waren wir sehr oft da, fast jeden Freitag nach Feierabend. Meist gingen wir vorher ins OV-Kino am Potsdamer Platz, dann spazierten wir zurück, machten oft Halt im Kulturkaufhaus, oder wir gingen weiter zur Auguststrasse oder Rosenthaler Platz und tranken etwas.
Vor zehn Jahren kaufte man noch Bücher aus Papier und Musik auf CD’s. Obwohl Ebooks bereits aufkamen und MP3s sowieso längst etabliert waren, war diese online Verfügbarkeit noch nicht so ausgeprägt. MP3s musste man sich ja immer noch von der CD runterrippen, oder sie umständlich über Amazon kaufen und Spotify sowie Streaming gab es da ja noch nicht in dieser Form. Ich finde es beachtlich, dass das alles weniger als 10 Jahre her ist.
Und dieses Gefühl, nach allem greifen zu wollen. Alles sieht interessant und schön aus. Das war schon früher mein Problem, ich kaufte wesentlich mehr Bücher als ich lesen könnte, Zusammenfassungen auf dem Buchrücken lösen fast immer eine Reiz in mir aus.
Später auf dem Rückweg in der Ubahn, lasen wir über den Aufstand der Wagner-Armee. Wir gingen nach Hause und schalteten den ARD livestream an. Und blieben bis in den Abend hinein an den verschiedenen Nachrichtenströmen hängen.
Gestern als das Wetter aufkam, setzten wir uns in den Erker, öffneten das Fenster und schauten gegen Westen. Eine grosse Dunkelheit kam auf. Bei uns war es noch trocken und schwül, im Westen blitzte bereits der Himmel auf. Dann kam der Regen. Und noch mehr Regen. Als die Blitze hell wurden, zählten wir wie zwei kleine Kinder die Sekunden, vier, fünf, sechs Sekunden, was hiess das nochmal? Wie viele Sekunden pro Kilometer? Schall macht ja 400+etwas Meter pro Sekunde, oder waren das KmH, immer ist das Wissen nicht mehr da, wenn man es braucht, nein, es waren schon die Meter pro Sekunde, vier Sekunden, oh, dann war es nur zwei Kilometer entfernt, schnell Fenster zu.
Diesen Sitzmöbel in den Erker zu stellen, war die beste aller Ideen.
Aber das war gestern. Am heutigen Freitag habe ich nur viel gearbeitet. Die Abkühlung tat uns allen richtig gut. Vor allem der Hündin. Aber nach dem Regen will sie nie aus dem Haus. Sie bleibt dann an der Haustür stehen und starrt mich minutenlang an. Egal, was ich mache, egal, wer an uns vorbeigeht, sie steht dort, unbeweglich an der Haustür und starrt mich mit ihren Knopfaugen an. Ich weiss nicht, was es ist. Vielleicht sind es die Gerüche. Alles aufgeschwemmt, alles durcheinander. Sie verhält sich als hätte sie Angst. Dabei ist sie kein sonderlich ängstlicher Hund. Aber nachdem es starken Regen gab, tut sie als befänden wir uns in einer postapokalyptischen Welt.
Die Dadbod Tshirts von „True Classic“ sind gekommen. Ich war wirklich sehr neugierig darauf und probierte sie sofort an.
Sie sind OK.
Der Stoff ist weich und angenehm, und der Schnitt ist auch gut, vor allem an der Brust etwas enger und am Bauch etwas loser. Was ich weniger mag sind die Ärmel. Sie haben Standard Länge, ich dachte, sie seien kürzer, ich muss ja meine, öhm, Muskeln zeigen. Auch wenn ich sie OK finde, werde ich sie wegen der Ärmellänge künftig doch nicht mehr kaufen. Da greife ich lieber zu den liebgewonnenen Basic-Tshirts von WE. Leider gibt es keine offline WE-Shops mehr, da sie das Deutschlandgeschäft fast ausschliesslich ins Netz verlagert haben.
Eines der Tshirts wurde in Grösse XL geschickt, dabei hatte ich nur L bestellt. Sie werden es mir unkompliziert ersetzen und ich muss es nicht zurücksenden. Fand ich angenehm.
So, das war der Servicetweet und fürs Protokoll.
# Sommersonnenwende.
# Das Arbeitszimmer bei mir zuhause ist immer etwas wärmer als die anderen Zimmer. Das hat zum einen sicherlich mit meiner Anwesenheit zu tun, im Bett bin ich zB ein richtiger Ofen, aber einen grösseren Anteil hat wohl mein PC. Ich betreibe einen kleinen MiniPC. Der hat ganz ordentlich Power, das bedeutet halt auch, dass er viel Wärme abgibt. Man fühlt auch einen heissen Luftstrahl an der Seite.
So googelte ich heute nach PCs mit Wasserkühlung. Wasserkühlung würde mein Problem lösen. Bei über dreissig Grad in meinem Zimmer, löste der Gedanken an einen wassergekühlten PC dermassen viel Energie aus, dass ich beschloss noch heute einen zu bestellen. Da gibt es einige sehr fancy Modelle, alle als GamingPC konzipiert, was ich in Ordnung finde, ich wollte mir ohnehin eine bessere Grafikkarte anschaffen. Als ich einen meiner Mitarbeiter um Rat fragte, begann er mit einem fast halbstündigen Vortrag. Danach diskutierten und googelten wir nochmal eine halbe Stunde und jetzt habe ich beschlossen: ich kaufe erstmal keinen.
Der Hauptgrund ist der, dass ein Wassergekühlter PC trotzdem irgendwo seine Wärme abgeben muss, und zwar an den Raum. Das macht aus physikalischer Sicht schon Sinn. Die abzugebende Wärme ist ungefähr die gleiche wie bei einem luftgekühlten PC. Es wäre also nichts gewonnen.
Wie ich jetzt feststellen muss, habe ich nicht nur meine Zahnbürste in Schweden vergessen, sondern auch das Rasiergerät, also das Gerät mit dem ich meinen Bart schneide. Momentan hat mein Bart wieder etwas weihnachtsmännliches, das sieht nicht immer gut aus. Ich kann aber unmöglich warten bis ich wieder nach Schweden fahre. Ich überlegte kurz den Rasierer meiner Hündin zu verwenden, schliesslich erfüllen sie die selbe Aufgabe, der Rasierer meiner Hündin ist qualitativ sogar höherwertig, aber ich finde das, öhm, unethisch.
Vielleicht ist das der Zeitpunkt einmal einen dieser unzähligen Barbershops aufzusuchen. Diese Läden, die die Schönheit im Mann verheissen. Wenn ich aber danach google und über dieses Konzept lese, dass Oasen für Männer geschaffen werden sollen, wo Männer unter sich sein können, wo andere Gespräche entstehen als wenn Frauen dazwischenquatschen, dann wird mir schlecht.
Auf meinem Arbeitsweg liegt die chinesische Botschaft an der Jannowitzbrücke. Der chinesische Ministerpräsident ist in der Stadt. Am Eingang der Botschaft stehen heitere Menschengruppen mit roten Fahnen, roten Transparenten und roten Wangen. Ich dachte zuerst es seien die Protestierenden, die ja durchgängig an der Brücke stehen und Transparente in die Luft halten aber heute waren es Jubeltrauben. Polizei überall. Ich muss da zwischendurch. Die Polizei ist total unentspannt, weiter hinten muss ich die Strasse überqueren, genau in dem Moment, in dem der Konvoi mit den wichtigen Personen kommt, der Polizist springt mir in den Weg und schreit mich an, ich kann ihm gerade noch ausweichen bevor wir uns beide verletzen, man mag sich gar nicht vorstellen, was dann geschehen wäre, daraufhin trete ich natürlich in die Pedale, mitten auf der Strasse stehenzubleiben halte ich nicht für sehr sinnvoll.
Der erste Tag im Büro. Ich bin völlig ausgespannt. Ich habe richtig gute Laune. Sie trübt im Laufe des Tages auch nicht ab. Kann jetzt ewig so weitergehen.
Wir haben beide unsere elektrischen Zahnbürsten in Schweden vergessen. Glücklicherweise liegen hier noch ein paar von diesen verpackten Gästezahnbürsten herum, ich glaube, die kommen aus Hotels oder irgendwelchen Kongressen, aber ich weiss fast gar nicht mehr, wie man mit einer manuellen Zahnbürste putzt, es fühlt sich an, als würde ich mit einem groben Werkzeug in meinem Mund herumstochern bis Blut kommt. Für die vier Wochen bis ich wieder in Schweden bin, werde ich ich natürlich damit überbrücken.
Die Hündin ist heute total platt. Die lange Autofahrt hat sie fertig gemacht. Obwohl sie 11 Stunden lang praktisch nur gelegen hat, will sie heute kaum aus dem Haus. Am liebsten liegt sie seitlich ausgestreckt neben mir und pennt. Mir auch recht.
Wir fuhren um 7 Uhr los, damit wir die Gedserfähre um 13:30 nehmen können. Die Gedserfähre ist auf der Reise immer der Fixpunkt. Verpasst man die, dann muss man zwei Stunden warten. Also richtet sich alles danach. Wir waren viel zu früh da und standen ewig in der prallen Sonne auf dem Parkplatz vor der Fähre.
Ich weiss nicht, was das mit dem Hunger im Auto immer ist. Ich könnte am Steuer durchgehend essen. Brötchen, Riegel, Kaugummis, Bonbons, Würste, am liebsten Brötchen mit Würstchen, dauern Dinge in mich hineinkauen, das ist psychologisch sicherlich interpretierbar und wirft vermutlich kein gutes Licht auf mich. Der Hündin ergeht es hingegen genau gegenteilig (das waren jetz sehr viele g’s!). Sie lehnt Leckerlis und sogar Wasser ab, solange sie im Auto liegt. Sie mag es da ja nicht so.
In Meckpomm geraten wir in einen irren Regen. Ich fahre sehr gerne bei Regen Auto. Der Regen war heute dermassen stark, dass man sich durch den Lärm, der das Aufprasseln erzeugte, im Auto kaum unterhalten konnte. An einer Stelle stand eine Spur auf der Autobahn unter Wasser. Die höheren Autos fuhren einfach durch, wir anderen mussten die Spur wechseln, dabei staute sich der Verkehr gar nicht wirklich auf, es fuhren ohnehin alle langsam.
Zuhause angekommen schien das Tier sehr glücklich. Sie begrüsste sofort ihre Lieblingskuscheltier (ein Schwein) und schleuderte es in der Gegend herum. Es ist hier angenehm kühl, etwa 21 Grad, in Schweden misst es heute 29. Wir setzten uns noch ein wenig auf den Balkon, öffneten ein Bier, genossen vom Angekommensein. Dann wurde es dunkel. Es ist hier um 22:30 Uhr schon wesentlich dunkler als um ein Uhr nachts da wo wir herkamen.
Eigentlich dachten wir, Freitag zurückzufahren, mit der Option auf Samstag zu verlängern, aber wir verlängerten kurzfristig auf Samstag. Am Donnerstag kamen Freunde aus Berlin vorbei. Sie sind gerade auf Urlaub in Schweden und als wir das mitbekamen, luden wir sie zu uns ein. Sie kamen nur für ein par Stunden, aber es war sehr nett. Sie haben sechs Hunde, mit zwei davon waren sie auf Reise gegangen. Mit sechs Hunden urlaubt es sich nicht mehr so einfach, aber sie hatten sich ein riesiges Wohnmobil gemietet, das ausserdem für Urlaub mit mindestens drei Hunden umgebaut wurde. Solche WoMos kann man sich einfach mieten. Der Wagen schaffte den grossen Teil der Waldwege zu unserem Haus, aber nicht die letzten hundert Meter, da wurde es zu eng und zu steil.
Heute meldete sich auch eine Bäuerin des Hofes auf der anderen Flussseite, ein paar Kilometer flussaufwärts. Meine Frau ist schon seit einigen Monaten mit jener Frau in Kontakt, um sich über den Bau des Wasserkraftwerks austauschen. Durch den Anruf kam es also zu einem spontanen Kennenlernen am Abend. Ich ging aber nicht mit, bei meinem rudimentären Schwedisch wäre ich nur idiotisch daneben gesessen.
Die Frau ist entschiedene Gegnerin des Kraftwerks und hatte alle Infos dazu. Sie wohnt in einem sehr schönen grossen Holzhaus, das aber nicht rot, sondern gelb ist. Es ist ein Bauernhof, aber sie selber ist Krankenschwester und keine wirkliche Bäuerin, und weil beide Eltern vor kurzem verstorben sind, ist mir nicht ganz klar, wie der Hof bewirtschaftet wird. Aber das ist ja auch egal. Ich will sowas nur immer wissen.
So viele Menschen an einem Tag, das brachte unsere ganze Haus-im-Wald-Welt durcheinander und wir bekamen natürlich die Abreise nicht organisiert, also verschoben wir auf den Samstag. Den Freitag assen wir das ganze übriggebliebene Essen auf, räumten alles wieder in die Scheune ein, ich malte noch ein Fenster fertig und dann war Abend.
Ich hätte diese beiden Tage sicherlich etwas schöner zusammenfassen können, aber letzte Nacht schlief ich unglaublich schlecht und jetzt habe ich etwas Eile, weil wir morgen ja fahren. Und dann kommt eben sowas bei raus.
Wir schnitten der Hündin das Fell auf 12cm. Es ist für den Sommer immer noch zu lang, aber bei 27 Grad im Schatten, geht es vorläufig. Im Juli sollte ich es aber weiter kürzen.
# Die Raben sind immer noch da. Ich hörte sie bereits letztes Jahr. Man erkennt sie an diesem Gurgeln. Es ist dem Krähen einer Krähe nicht unähnlich, aber tiefer und runder. Heute verwendete ich die BirdNET App, mit der man Vögel erkennen lassen kann. Die App bestätigte mir, dass es sich um echte Kolkraben handelt. In Deutschland sieht man sie ja kaum noch, wobei ich sie in Brandenburg schon einmal gesehen habe.
Ich kenne mich mit Vögeln nicht besonders aus, aber ich folge dem Instagram Account Corvid_Research, in dem die Accountbetreiberin in den Stories ständig „Crow or No“ spielt, ein Spiel in dem man raten muss, ob es sich bei einem Bild oder einer Tonaufnahme um eine Krähe oder einen Raben handelt. Das fand ich immer so lustig, dass ich jetzt unfreiwillig schlichtweg Raben erkennen kann.
# Wir haben seit unserer Ankunft kein Fleisch gegessen. Wir essen eigentlich selten Fleisch. Nur wenn wir essen bestellen, oder wenn wir auswärts essen. Wenn ich im Urlaub bin, greife ich immer schnell zu Convenience Nahrung. Also mal hier ne Wurst und da etwas Schinken, das geht immer schnell und es ist einfach. Man kann es auch mal anders handhaben. Aus diesem Grund beschlossen wir vor der Reise, dass wir die Woche einfach mal vegetarisch durchexerzieren. Wir schmissen bisher jeden Abend den Grill an und legten Gemüse drauf und etwas Halloumi. Man merkt es gar nicht. Morgen bekommen wir Besuch aus Berlin. Wir werden vermutlich grillen. Das bietet sich hier einfach an. Vor dem Haus sitzen und grillen. Aber für den Besuch nur Gemüse aufzutischen ist auch quatsch, also kauften wir ein paar Würste ein.
# Heute renovierte ich das obere Fenster auf der Westseite. Ich musste schon am Vormittag damit beginnen und mich beeilen. Denn ab 12 Uhr brennt die Sonne herunter, das ist nicht auszuhalten. Es misst 27 Grad. Die direkte Sonne ist sehr hart, aber im Schatten ist es angenehm.
Es ist morgens nicht mehr so kalt. Heute waren es 15 Grad.
Am Vormittag fuhren wir in die nächstgrösste Stadt, nach Borås. Das ist etwa eine halbe Stunde Fahrt. In Borås ging ich zu Dressman und kaufte Unterhosen. Ich kaufe eigentlich nur bei Dressman Unterhosen. Jedes Jahr eine Achter-Packung. Deren Unterhosen sind schön enganliegend und sie führen Modelle in unseriösen Mustern. zB mit aufgedruckten Lakritzen, fleischfressenden Pflanzen und seltsamen Fischen. Ausserdem kaufte ich mir ein qietschgelbes Hemd mit kurzen Ärmeln. Allerdings bin ich mir über das gelbe Hemd etwas unsicher. Ich kaufte bereits vor zwei Jahren (bei Dressman) ein ähnliches quietschgelbes Hemd mit kurzen Ärmeln, das trug ich in den zwei Jahren vielleicht vier Mal. Ich würde mich gerne etwas farbenfroher kleiden, aber morgens fühle ich mich immer nach schwarz. Jetzt habe ich zwei quietschgelbe Hemden. Immerhin nutzen sie nicht so schnell ab, wie meine schwarze Kleidung.
Zu Mittag assen wir Garnelenbrötchen.
Nachher auf dem Weg zurück fuhren wir einen Umweg. Ich liebe es, durch kleine Strassen durch den Wald zu fahren. Man kommt an vielen schönen rotweissen Häuschen vorbei und überhaupt, ich mag halt Abwechslung.
Später zuhause strich meine Frau die Wände der Speisekammer neu. Sie hatte schon gestern damit begonnen, ich hatte nur nicht darüber geschrieben. Weil die Speisekammer ausgeräumt werden musste, sieht es seit gestern in der Küche ziemlich chaotisch aus, aber die Kammer musste mal gestrichen werden. Ist einfach so. In den nächsten Jahren werden wir auch weitere Räume streichen, es wird also schon öfter chaotisch aussehen.
Gegen 5 Uhr kam der Sohn des ehemaligen Pächters mit seiner Frau. Der Sohn des ehemaligen Pächters ist schon 70 Jahre alt, aber ich weiss nicht, wie ich ihn sonst bezeichnen soll. Die beiden haben auf unserem Grundstück ein paar Bienenstöcke stehen. Die Frau ist Imkerin. Sie hatten heute ihren sechs Monate alten Welpen dabei. Ein sehr nervöser und aufgeregter Münsteraner. Das Verhalten des Hundes ist sehr anstrengend, er bellt unsere Hündin an und will spielen, es ist aber keine nette Spielaufforderung sondern ein sehr gestresstes Spielen, er umkreist sie ständig und bellt eigentlich durchgehend. Die beiden erzählen uns, dass der Hund kaum Kontakt zu anderen Hunden hat, auch sie wohnen alleine im Wald und sie bekommen es mit der Erziehung nicht besonders gut hin. Unsere Hündin mag das offensichtlich nicht. Sie nehmen den Hund daher wieder an die Leine.
Die Imkerin erzählt, dass sie momentan Probleme mit den Bienen haben, sie bilden Schwärme, das ist für die Jahreszeit offenbar nicht unüblich. Beim Schwärmen will sich das Volk vergrössern und es kommt zu einem Abspaltung. Die Königing verlässt mit der Hälfte des Volkes den Stamm und alles bildet sich neu. Später schlaue ich mich im Internet über das Schwärmen auf, nach zehn Minuten habe ich 5 Tabs über Imkerei und Schwärmen offen, ich merke, dass alle meine Triggerventille geöffnet sind. Die Herstellung von Honig enthält alle Komponenten um eine Obsession in mir auszulösen. Aber ich mag keinen Honig.
Der Sohn des ehemaligen Pächters ist mit der Familie meiner Frau seit vielen Jahrzehnten verbunden. Schon seit er ein kleiner Junge ist. Sein Vater, der Pächter, wohnte unweit von unserem Häuschen. Er wohnt mittlerweile 15 Minuten entfernt, aber er sieht unterjährig oft nach dem Rechten. Er war Förster, er schleppt also umgefallene Bäume weg und er hält die Wege befahrbar. Diesen Winter hat er drei Bäume aus unserem Wald weggeräumt, die hat er in Stücke zersägt und vor der Scheune gestapelt. Wir hatten uns noch gewundert, warum dort schon wieder Baumstücke lagen, wir hatten letztes Jahr alle ofenfertig zerkleinert. Heute verstanden wir: er macht das für uns. Die Bäume, die er unterjährig auf unserem Waldstück wegarbeitet, zersägt er in handliche Stücke, die wir Städter dann mit einer Axt nur noch ofenfertig zerhacken brauchen. Er zeigte scherzhaft hin und sagte: so könnten wir ein bisschen Natur-Gym betreiben. Das findet er lustig. Ja, ich auch ein bisschen. Vor zwei Jahren zersägte ich selber ein paar Bäume, sie lagen nicht so weit vom Haus entfernt und waren nicht zu gross, ich konnte sie selber schleppen. Aber für grössere Bäume brauch man einen geeigneten Wagen. Auch einen halbzerstörten Baum würde ich nicht selbstständig fällen wollen. Das ist sicherlich gefährlich. Zudem ist die Motorsäge, die wir hier haben, elektrisch, damit würde ich ein sehr sehr langes Kabel brauchen um überall im Wald hinzukommen.
Im Juli mache ich aber Natur-Gym.
Heute liess ich wieder meine Drohne steigen. Gestern hatte ich sie auch schob steigen lassen, hatte nach einem sehr schönen Flug entlang des Flussufers aber festgestellt, dass ich vergessen hatte auf den Aufnahmeknopf zu drücken. Heute wiederholte ich den Vorgang, ausserdem bat mich meine Frau ein paar Luftfotos vom Lupinenfeld zu nehmen. Unweit unseres Hauses befindet sich eine grosse, wilde Wiese. Dort ist das Grass so hoch, dass sie unzugänglich ist. Zu dieser Jahreszeit blühen da die Lupinen. Wenn man über die Wiese schaut, sieht man einen violetten Schleier, also versuchte ich es mit Aufnahmen von oben. Leider erkennt man von oben die Lupinen nicht mehr. Seltsamer Effekt.