Heute verbrachte ich viel Zeit mit der Einleitung der Novelle. Da der Text autobiografisch ist, war es nicht unwichtig, die Fakten bezüglich Orte und Jahreszahlen richtig niederzuschreiben. Dabei bin ich erstaunt, wie eng getaktet sich die Ereignisse zwischen meinem 17. und 20. Lebensjahr abspielten.
Die Einleitung ist nun fertig, jetzt gilt es noch, die Notizen einzuarbeiten. Es sind 16 Notizen. Notizen einzuarbeiten klingt immer einfach, es bedeutet aber nicht bloss, Sätze in den Text hineinzukopieren. Wenn man Inhalte einfügt, ändert sich meist auch der Kontext der Absätze davor und danach. Und manchmal zerstört man sich den Text. Vielleicht schaffe ich alle 16 Anmerkungen an einem Tag. Es wäre schön, wenn ich den Text vor der Reise nach Kärnten abgeben kann. Freitagvormittag fahren wir nämlich schon.
Ich freue mich wirklich auf die Hochzeit. Dabei komme ich mir mittlerweile wie ein Exot vor. Wenn ich im Hundepark erwähne, dass ich am Wochenende zu einer Hochzeit verreise, ernte ich mitleidvolle Blicke. Mehrmals wurde sogar „Du Armer“ gesagt. Mir ist es aber wichtig, meine Einstellung dazu richtigzustellen. Hochzeiten finde ich nämlich super. Ginge es nach mir, könnte ich jedes Wochenende auf Hochzeiten verbringen. Mich schick anziehen, schön angezogene Menschen sehen, essen und trinken (fressen und saufen) und müde ins Bett fallen. Und Tanten. Auf Hochzeiten sind immer Tanten. Tanten sind die unterhaltsamste Menschenspezies. Zumindest für die Dauer einer Hochzeitsfeier.
Für die Gäste wurde mittlerweile eine Whatsapp Gruppe eingerichtet. In dieser wird gebeten, die Grundschritte für den Polkatanz zu erlernen. Mit dem Hinweis, dass dies hauptsächlich für die bundesdeutschen Gäste gilt. Obwohl ich aus den Alpen komme, weiss ich gar nicht genau, was Polka ist. Eine kurze Suche auch Google bestätigt meine Befürchtungen. Es handelt sich um Musik mit Ziehharmonika. Nichts gegen das Instrument. Man kann damit auch gute Musik machen. Die Kombi Ziehharmonika und Polka weckt aber keine guten Kindheitserinnerungen.
Da ich nicht bundesdeutsch bin, beschliesse ich, mich nicht angesprochen zu fühlen.
Wir sogenannten Bundesdeutschen Gäste haben eine eigene, inoffizielle Gruppe. In der schicken wir uns GIFS und Memes zu Polka. Sie sind nicht lustig, aber es spendet Trost.
Jetzt haben wir auch die Einladung noch einmal überprüft. Dort steht explizit ein Dresscode erwähnt. Das finde ich prinzipiell gut. Es steht aber auch „festlich elegant oder trachtig“. Das mit der Trachtigkeit hatte ich schon geahnt. Am liebsten würde ich mit einem schwarzen Ledergeschirr auftauchen und es als Südtiroler Kuhhirtentracht verkaufen.
OKOK, jetzt klinge ich sehr negativ. Das meine ich gar nicht so. Ich freue mich wirklich. Meinetwegen auch auf die Trachten.